Schmelzwerk-FAQ

Der Rat der Stadt Menden entschied in seiner Sitzung am 28. März 2023, dass die Event-Factory Schmelzwerk abgerissen werden soll. Damit verliert die Stadt Menden ihre größte Party-Location, die sich gerade bei jungen Leuten immer großer Beliebtheit erfreute. Die Partys waren regelmäßig ausgebucht, und auch darüber hinaus war das Schmelzwerk ein beliebter Ort für Abschlussbälle und sonstige größere Feiern. Nun klafft hier in Menden eine bereits jetzt spürbare Lücke.

Auf den ersten Blick wirft diese Entscheidung verständlicherweise viele Fragen auf. Als Junge Union haben wir diesen Prozess in den letzten Jahren kritisch begleitet und uns immer an vorderster Front für den Erhalt der Event-Factory eingesetzt. Warum es jetzt anders kommt, was die genauen Hintergründe sind und wie es nun weitergehen soll – das möchten wir im Folgenden genauer erläutern. Wir empfehlen dabei, alle Punkte der Reihe nach durchzulesen, da die Fragen und Antworten aufeinander aufbauen.

Die Firma R & G Schmöle war bereits seit dem 19. Jahrhundert in Menden ansässig und hatte sich auf die Verarbeitung von Nichteisenmetallen (Kupfer, Bronze, Messing etc.) spezialisiert. Im Laufe der Zeit breitete sich das Unternehmen in der Mendener Unterstadt aus. Eines der Gelände war das Schmelzwerk. Dieses war bis in die 1990er-Jahre in Betrieb, als die neue Eigentümergesellschaft den Mendener Produktionsstandort stilllegte.

Im Jahr 1998 wurde die Industriebrache des ehemaligen Schmelzwerkes von der Stadt Menden erworben, um das Areal städtebaulich zu entwickeln. Hierfür wurden bei der Bezirksregierung finanzielle Mittel beantragt, die aber u.a. aufgrund der starken Schadstoffbelastung in Boden und Gebäuden längst nicht ausgereicht hätten. Es konnte daher nicht wie geplant durchgeführt werden; seitdem herrschte daher Stillstand.

Um aus der Situation das Beste zu machen, wurden einzelne Bereiche des Geländes verschiedenen provisorischen Nutzungen zugeführt: Im südlichen Teil zog der Bringhof in das ehemalige Lager ein, im ehemaligen Bürogebäude ist die Beschäftigungsinitiative ansässig. Die große Schmelzhalle konnte keiner Nutzung zugeführt werden. Die kleinere ehemalige Sägehalle, die nördlich daran angrenzt, ist von der LAM Showtechnik angemietet, die dort die „Event Factory“ betreibt.

Im Jahr 2012 reformierte das Land NRW die Finanzierung der Flächen- und Altlastensanierung. Dies bedeutete, dass es Städten und Gemeinden nun deutlich erleichtert wurde, die Sanierung von schadstoffbelasteten Industriebrachen mithilfe von Fördermitteln durchführen zu lassen. Auch die Stadt Menden bewarb sich daher bei dem zuständigen Verband AAV um Aufnahme des Projektes „Sanierung und Nachnutzung des ehemaligen KME-Schmelzwerkes“. (Link zur Verwaltungsvorlage vom 24.09.2015)

Nachdem die Stadt beim AAV den Antrag gestellt hatte, wurden genauere Überlegungen aufgestellt, welche Nachnutzungen für das Gelände in Frage kämen. Durch eine Nutzungsänderung des Areals würde in der Regel auch die Aufstellung eines Bebauungsplans nötig. In einem solchen Prozess müssten allerdings auch die Aspekte des Schall- und Hochwasserschutzes neu bewertet werden. Die Stadtverwaltung kam zu dem Schluss, für die Nachnutzung eine Parkanlage zu empfehlen, die in zusätzlicher Funktion der Hochwasserentlastung der Unterstadt dienen soll. (Link zur Verwaltungsvorlage vom 10.11.2016)

Als Reaktion auf den Verwaltungsvorschlag, die gesamte Schmelzwerk-Fläche in einen Park umzuwandeln, stellte die Junge Union Menden im November 2016 einen Antrag auf Erhalt der Event-Factory (Link zum Antragspapier). Auch wenn der Bauausschuss eine endgültige Entscheidung zunächst zurückstellte, flossen die im Antrag enthaltenen Forderungen dennoch in den weiteren Planungsprozess ein. Es sollte daraufhin untersucht werden, inwiefern eine Sanierung des Geländes bei Erhalt der Veranstaltungshalle möglich ist.

Ende 2017 nahm der AAV das Projekt in seinen Maßnahmenplan auf. Seitens des Verbandes wurde außerdem deutlich gemacht, dass eine Sanierung von bestehenden Gebäuden grundsätzlich nicht förderfähig ist. Eine Sanierung des Areals sei daher nur sinnvoll, wenn mindestens die (leerstehende) große Haupthalle abgebrochen wird. Die Möglichkeit eines Erhaltes der Event-Factory wurde grundsätzlich nicht ausgeschlossen, sondern sei abhängig von zusätzlichen Untersuchungen zur Statik und zur Bodenbelastung (Link zum Sachstandsbericht der Verwaltung).

Im Jahr 2021 wurde ein Vertrag zwischen der Stadt Menden, dem Märkischen Kreis und dem AAV unterzeichnet, der die Durchführung einer Sanierungsuntersuchung und die Erstellung eines Sanierungsplans vorsieht. Dadurch sollten auch wichtige Erkenntnisse gesammelt werden, ob ein Erhalt der Eventhalle überhaupt technisch möglich ist.

Die Entscheidung beruht auf vielen verschiedenen Gründen. Folgende Aspekte, die sich aus den vorangegangenen Untersuchungen der Eventhalle ergeben haben, dienten hier als Diskussionsgrundlage (Link zur Drucksache der Verwaltung):

  • Altlasten: Die Gebäudesubstanz der Event-Factory ist mit Asbest und PCB belastet; zudem wurden durch Probebohrungen im Boden Kohlenwaserstoffverunreinigungen festgestellt. Zwar entstehe kein unmittelbarer Handlungsbedarf, allerdings wird dies bei Um- oder Rückbauten relevant. Sollte sich die Stadt Menden zu einem späteren Zeitpunkt für einen Abriss entscheiden, sind die entstehenden Entsorgungskosten alleine durch die Stadt zu tragen. Dies stellt ein Risiko dar.
  • Hochwassersituation: Das gesamte Gelände liegt im Überschwemmungsgebiet der Hönne. Dies zeigte sich auch beim Hochwasser im Juli 2021, als der Bereich um die Halle um ungefähr 1 Meter hoch überflutet war. Darüber hinaus sind auch die umliegenden Stadtgebiete im Bereich Kaiserstraße und Hönnenwerth hochwassergefährdet. Die angedachte Maßnahme auf dem Schmelzwerk-Areal kann hier Abhilfe schaffen. Wird auch die Event-Factory samt Vorplatz einbezogen, wird nicht nur mehr Fläche entsiegelt und ein höheres Rückhaltevolumen geschaffen, sondern es kann über eine Verbindung hinter der VHS/Musikschule das Wasser noch besser abfließen.
  • Statik: Hier haben die Untersuchungen ergeben, dass die Eventhalle auch unabhängig von der großen Schmelzhalle hinreichend standfest ist. Aus statischen Gesichtspunkten ist ein Abbruch der Haupthalle bei Beibehaltung der Event Factory durchaus möglich. Allerdings würde sich ein Abriss in der Form komplizierter gestalten, da die unmittelbar benachbarte Halle nicht beschädigt werden darf. 
  • Sanierungsaufwand: Die Eventhalle ist stark sanierungsbedürftig. Vor allem an Dach, Fassade und Fenstern stehen nötige Arbeiten an. Darüber hinaus hat das Hochwasser von 2021 diverse Schäden hinterlassen. 
  • Nutzungseinschätzung: Die Fläche der Event-Factory ist derzeit an LAM Showtechnik vermietet, die dort jährlich zehn Veranstaltungen durchführen darf. Werden Mieteinnahmen und der geschätzte Investitionsbedarf gegenübergestellt, ergibt sich für die Stadt ein massives Defizit. Zudem seien die Hürden für eine Nachnutzung sehr hoch, sollte es zu einer Kündigung durch den Mieter kommen. Dies bedeutet ein zusätzliches finanzielles Risiko.
  • Eigentumsverhältnisse: Seitens des AAV wurde klargestellt, dass sich für eine Förderung des Sanierungsprojektes das gesamte Schmelzwerk-Areal im Eigentum der Stadt befinden muss. Ansonsten müsse die gesamte Förderfähigkeit erneut bewertet werden. Dies bedeutet, dass auch ein Erhalt der Event-Factory nur als städtisches Eigentum passieren könne. Auf Kaufangebote Dritter könne nicht eingegangen werden, ohne das ganze Sanierungsprojekt zu gefährden.

Auf Basis dieser Grundlage wurde letztlich mit großer Mehrheit beschlossen, dass im Rahmen des Sanierungsprojektes auch die Eventhalle überplant und abgerissen werden soll. Dem schließt sich auch die Junge Union an: Bis zuletzt bestand die Hoffnung, dass es eine realistische Lösung mit Erhalt der Halle geben könnte. Diese existiert leider nicht.

Durch den Erwerb der Industriebrache im Jahr 1998 besteht seitens der Stadt Menden eine langfristige Sanierungsverpflichtung. Während die Gebäude momentan überwiegend intakt sind, kann dies langfristig zu einem Problem werden. Das gesamte Areal ist hochwassergefährdet und wird laut Prognosen immer wieder durch Überflutungen beschädigt werden. Die Schadstoffbelastung von Gebäudesubstanz und Boden stellt hierbei zusätzlich eine Gefahr da. Das bedeutet: Früher oder später hätte etwas getan werden müssen. Die Kosten wären alleine auf die Stadt Menden zurückgefallen.

Zudem muss das Thema auch aus rein städtebaulicher Sicht betrachtet werden: Wenn jetzt nicht die Chance genutzt wird, das Gelände komplett zu sanieren und von Schadstoffen zu befreien, bleibt die Stadt darauf sitzen. Mit eigenen finanziellen Mitteln sind keinerlei große Veränderungen auf dem Areal stemmbar. Man würde also die jetzige Situation auf unbestimmte Zeit festsetzen – samt dem Schandfleck der nicht nutzbaren großen Halle. Zudem gebe es keinerlei Besserung für die angespannte Hochwassersituation in der Unterstadt.

Auch wenn der Erhalt der Event-Factory nicht geklappt hat und die Gegenargumente schlussendlich klar überwogen, halten wir unseren Einsatz bis zum Schluss dennoch für richtig und wichtig:

Es war unser Antrag von 2016, der die Fragestellung um die Eventhalle überhaupt in den politischen Raum gebracht hat. Nur deswegen beschäftigten sich die Ausschüsse, die Stadtverwaltung und der AAV überhaupt intensiv mit der Option, die Event-Factory stehen zu lassen. Darüber hinaus führte dies dazu, dass in den Gremien nicht mehr nur städtebauliche und hochwassertechnische Aspekte diskutiert wurden, sondern auch die Belange der jungen Generation ins Blickfeld der Politik gerückt wurden. Dies hält auch weiterhin an: Parteienübergreifend werden sich Gedanken gemacht über alternative Party- und Begegnungsorte für junge Mendener.

Die Event-Factory Schmelzwerk war sowohl in seiner Größe als auch in seinem Charme einzigartig. Während letzteres leider nicht ersetzbar ist, muss selsbtverständlich ein Ersatz in vergleichbarer Größe her. Auch wenn es auf Mendener Stadtgebiet zahlreiche schöne Schützenhallen gibt, kommt doch keine in ihrer Größe an das heran, was das Schmelzwerk bietet. Auch die Wilhelmshöhe ist nur sehr eingeschränkt für Veranstaltungen nutzbar. Daher war unsere Forderung von Beginn an, dass im Falle eines Schmelzwerk-Abrisses eine neue Veranstaltungshalle gebaut werden muss. Dies haben wir zuletzt auch in unserem Programm verdeutlicht.

Mit dieser Ansicht sind wir in der Kommunalpolitik glücklicherweise nicht alleine. Der politische Prozess hierfür hat jedoch gerade erst begonnen. Es müssen Standorte gefunden und Konzepte erarbeitet werden. Als Junge Union werden wir diesen Prozess nicht nur interessiert verfolgen, sondern uns auch aktiv daran beteiligen. Unsere Stadt muss jungen Menschen etwas bieten können: Wir wollen nicht, dass man zum Feiern bis ins Ruhrgebiet fahren muss, sondern dass es Angebote vor Ort gibt.

Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit und das Interesse an diesem Thema. Mit diesen von uns recherchierten Antworten hoffen wir, zu einem besseren allgemeinen Verständnis beizutragen und trotz der verständlichen Emotionalität in diesem Thema die sachlichen Tatsachen in den Vordergrund zu rücken. Für Rückfragen, Auskünfte und Anregungen sind wir stets auf Instagram und Facebook sowie per Mail erreichbar.

Zum Schluss bleibt uns zu sagen: Als Junge Union sind wir enttäuscht, dass es so kommen musste und wir nach sieben Jahren, die uns das Thema nun schon begleitet, leider nicht das Ergebnis haben, das wir uns gewünscht haben. Dennoch halten wir die Entscheidung angesichts der Argumente letztendlich für die richtige. Ab jetzt gilt es, nach vorn zu blicken und Alternativen zu erarbeiten. Im Erarbeitungsprozess um einen Ersatzneubau werden wir auf eine zügige Lösung drängen. Unsere vollständige Stellungnahme dazu könnt ihr hier finden.

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  • Beitrag veröffentlicht:30. März 2023
  • Beitrags-Kategorie:Themen
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