Junge Union besichtigt Drogenberatungsstelle in Menden

An einem späten Mittwochnachmittag haben sich 8 JUler und zwei Sozialpolitiker der CDU getroffen, um gemeinsam mit Sven Naujoks, Kristina Sonnen, Thomas Zimmermann und Antje Stange über die Arbeit der anonymen Drogenberatung und die aktuelle Drogensituation in Menden zu diskutieren.

Sven Naujoks hat im letzten Jahr eine Praxis in der Körnerstraße bezogen und betreut seitdem, neben seiner Tätigkeit als Hausarzt, das Methadonersatzprogramm in Menden. Er erklärte das Programm, in dem Heroinabhängigen täglich der Ersatzstoff Methadon ausgehändigt wird um die Entzugssymptome zu beseitigen. Er unterstrich vor den Anwesenden auch noch einmal den Unterschied zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit und erzählte, dass das Methadon nicht high mache und auch nicht das Verlangen nach dem High-Gefühl beseitige.

Kristina Sonnen arbeitet bereits seit 17 Jahren in der Drogenberatung und freut sich mit ihrem Kollegen Thomas Zimmermann, der ursprünglich aus der Kinder- und Jugendarbeit kommt, über den Stellenausbau in der DROBS. Ab dem 01. März ist Herr Zimmermann nämlich mit einer vollen Stelle bei der DROBS beschäftigt und kann so das Angebot dort noch ausbauen. „Die Arbeit der DROBS besteht aus mehreren Säulen. Wir machen zum einen eine anonyme Drogenberatung, zu der auch Angehörige der Konsumenten kommen können um sich zu informieren und Rat einzuholen. Des Weiteren besteht das Angebot aus klassischer Einzelfallhilfe, niedrigschwelliger Unterstützung und auch Prävention“, so Zimmermann.

In den Gesprächen wird klar, dass es keine allgemeingültige Formel für die Arbeit mit Drogenabhängigen gibt. „Man arbeitet mit dem, was der Klient mitbringt“, so Sonnen, die auch davon erzählt, dass viele Klienten vorbeikommen um Hilfe bei zum Beispiel Behördengängen zu bekommen. Zur aktuellen Situation in Menden berichten sowohl DROBS als auch Herr Naujoks davon, dass es eine mittlere zweistellige Zahl an Menschen im Substitutionsprogramm gibt. „Da sind auch Menschen dabei, die mitten im Leben stehen, wo nicht einmal die Kinder etwas davon mitbekommen, dass der Vater mal ein Problem mit illegalen Drogen hatte“, berichtet Naujoks. Leider gäbe es auch die andere Seite und Menschen verwahrlosen aufgrund ihrer Sucht. Dass Sucht keine Altersgrenze kennt wird klar, als die Anwesenden davon berichten, dass unter Jugendlichen vor allem synthetische Drogen oder Codein in den letzten Jahren beliebter geworden sind. Ebenso wurde berichtet, dass zwar die Zahl der Drogenkonsumenten unter den Jugendlichen scheinbar abnehme, diejenigen, die jedoch konsumierten, es deutlich exzessiver machen. Auch das Cannabis sei in den letzten Jahren durch Züchtungen immer stärker geworden. „Hätte sich Bob Marley damals mit einer heutigen Mischung einen Joint gedreht, wäre er vermutlich weggeflogen“, so Naujoks.

Ein weiteres Problem, welches angesprochen wurde, ist die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die zuständige Einrichtung liegt nämlich in Lüdenscheid und ist deshalb aus dem Nordkreis nicht so einfach zu erreichen. Hier waren sich alle einig, dass etwas passieren muss, denn immer stärkere und neuere Drogen führen auch zu mehr psychiatrischen Symptomen oder Erkrankungen. Zu den Präventionsarbeiten der DROBS gehört die Suchtwoche oder die Aufklärungsarbeit in den Schulen. Hier kann die DROBS auch auf Ex-User zurückgreifen, die aus erster Hand berichten und sich im Anschluss den Fragen der Kinder stellen können.

Zum Abschluss des Gesprächs stellte der JU Vorsitzende die Frage, ob Drogen in Deutschland legalisiert werden sollten und ob es noch Wünsche seitens der Vortragenden gäbe. Beim Thema Legalisierung herrschte bei Herrn Naujoks und der DROBS fast Einigkeit, dass eine teilweise kontrollierte Legalisierung mit Steuereinnahmen, die in Prävention und Therapie fließen, eine Möglichkeit wäre. Viel dringender sei aber eine Entkriminalisierung bei Konsumenten und eine Enttabuisierung des Themas. Die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Süchtigen sollte aufhören und die Gesellschaft sollte diese Menschen als Suchtkranke, denen geholfen werden muss, sehen.

Ein Wunsch der DROBS ging mit der zweiten Stelle bereits in Erfüllung. Ein weiterer wäre etwas mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Außerdem hilft die DROBS ihren Klienten auch dabei wieder in einem geordneten Leben Fuß zu fassen und hilft mit zum Beispiel Geschirr und Kleidung aus. Hier würde sich die DROBS die ein oder andere Sachspende wünschen. „Das war ein Thema, mit dem man sich als nicht Betroffener eher selten auseinandersetzt. Es ist schon interessant zu hören, wie mit den Menschen gearbeitet wird und auch welche Erfolge, aber auch frustrierende Misserfolge es auf dem Weg aus der Sucht oder in ein geordnetes Leben gibt. Ich wusste zudem gar nicht, dass man Kleidung, Bücher, Geschirr und Haushaltsgegenstände der DROBS spenden kann um damit den Leuten, die dort betreut werden, wieder einen Start in ein geordnetes Leben zu ermöglichen“, zeigte sich Simon Cöppicus, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union, beeindruckt. Alles in allem war es ein sehr interessanter Nachmittag mit einem Einblick in eine, für viele Anwesende, neue Welt.

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